DNA - EINE FAMILIENSAGA


von Christoph Frick und Suzanne Zahnd


Mit "DNA" schlägt KLARA einen erzählerischen Bogen über das gesamte 20. Jahrhundert. Die Produktion vereint Stilmittel des psychologischen und des Bildertheaters, der Erzählung, der Lecture-Performance und des Puppentheaters. Das Publikum wird während vier Stunden Zeuge von Stammvater Gene O‘Flatterys wundersamer Vermehrung und der Verbreitung seiner Gene über den gesamten Erdball. Die O‘Flatterys begegnen auf ihren Wegen Wissenschaftlern, Theorien und Forschungsergebnissen, die sich mit der Erklärung des Lebens befassen: von den Mendelschen Gesetzen über die chromosomale Theorie, der Entdeckung der DNA-Struktur und der Entschlüsselung des menschlichen Genoms bis hin zum kompletten humanen Gen-Bauplan im Jahre 2001. Das zunehmende Wissen um diese Ordnung wird dabei in Spannung gesetzt zur Unordnung von Fortpflanzung und sexueller Begierde und dem chaotischsten aller menschlichen Unternehmungen: der Familie.

 

Der Abend beginnt 1899 am westlichsten Punkt Europas in Irland, auf dem Hof der verarmten Schafzüchterfamilie O‘Flattery. Die nicht mehr ganz junge, bisher kinderlose Cathleen O‘Flattery betrügt ihren Mann Mitch mit dessen Bruder, dem bestürzend fertilen Gene O‘Flattery mit den riesengrossen Händen. Die Nacht bleibt nicht ohne Folgen und Gena wird geboren, welche Genes Primärmerkmal geerbt hat. Anhand Genas Pranken wird der Seitensprung ruchbar und Gene muss flüchten. Er landet im kolonialen Afrika, wo er sich mehrt, was das Zeug hält.

Fortan bahnen sich Genes Gene ihren Weg und wie bei der Struktur der Doppelhelix winden sich in diesem Theaterabend die beiden Erzählstränge Familiensaga und Genforschungsgeschichte umeinander. Die Ergebnisse der Forschung beeinflussen den Alltag von Gene und seinen Nachkommen: Rassentheorien, Verhütung, künstliche Befruchtung und Heils- und Horrorvorstellungen von der Reproduzierbarkeit des Menschen gehen nicht spurlos an den O‘Flatterys vorbei. Sie erleben die Roaring Twenties und die darauf folgende Depression in den USA und werden konfrontiert mit dem Faschismus der portugiesischen Salazar-Diktatur in den 30er-Jahren, der Schweiz im kalten Krieg, mit dem sich von der Kolonialherrschaft befreienden Nigeria der Sechziger Jahre usw. Fünf Generationen, und damit ein Jahrhundert später, endet die Geschichte wieder in Irland, wo der knapp 140jährige Stammvater Gene O’Flattery auf seine Ur-Ur-Enkelin Hope trifft


"DNA – Eine Familiensaga" ist ein Geschenk: Stammzellengeschichte und Stammbaum-Melodramen werden da zu einer theatralen Doppelhelix verschlungen, die man gesehen haben muss.  Neue Zürcher Zeitung  (mehr)

 

Wozu unsterblich werden? Diese Geschichte der Erbinformation ist auch eine Geschichte der Landnahme, des Imperialismus, des Kriegs und des Klauens mit kulturellen und wissenschaftlichen Mitteln. Und der Einsamkeit, die dabei entsteht. Tagesanzeiger  (mehr)



Regie: Christoph Frick

Mitarbeit Konzept und Textentwicklung: Suzanne Zahnd

Bühne und Kostüme: Clarissa Herbst

Musik: Martin Fischer

Dramaturgie: Olaf Kröck

Produktionsleitung: Ursula Freiburghaus

 

Mit: Anna Geering, Bettina Grahs, Oliver Dressel, Nicola Mastroberardino, Dorothee Metz, Philippe Nauer, Dominique Rust, Michael Wolf 

 

Premiere 4. Februar 2005

Kaserne Basel

 

Weitere Spielorte:

Theaterhaus Gessnerallee Zürich

auawirleben Bern

Boa Luzern

Festival de la Bâtie Genf

Kaai Theater Brüssel

 

Gefördert von:

Fachausschuss Theater und Tanz BS/BL

Pro Helvetia