von Christoph Frick, Martin Schütz und Bo Wiget
Fotos © Caspar Urban (Fotos 1, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11) , Christiano Remo (Fotos 2, 6)
Vom Niederdorf gelangen wir in wenigen Geh-Minuten an ein neues städtisches Zentrum, die Zürcher Europaallee – das ist eine neue Strasse, ein neuer Block, ein imposantes Architekturprojekt, ein Stück Verheissung, eine steile Behauptung, eine gewagte Metapher für das Verhältnis zwischen der Schweiz und Europa, Ausdruck von Wohlstand und Zukunft des Landes, eine riesige Baustelle, Politikum, eine Auffahrt wohin?, ein Paradies für Städteplaner, «mengenweise Bundesordner», Millionen Liter Beton, Kubikmeter Baugrube, Austragungsort bilateraler Verträge, Ästhetik ‑‑‑, Vision‑‑‑, melting pot für Bauarbeiter und high end Architekten aus der Schweiz und mit internationalem Background – Ein ideologischer Umschlagplatz also im ganz grossen Stil, auf dem Wohnungen, Läden, Investitionsobjekte in einem Zuge mit Lebenskonzepten angeboten werden.
Nach dem Volksentscheid rückt die Frage in den Vordergrund, wie die Interessen sich verschieben, welches Verhältnis zwischen Schweiz und Europa in Beton gegossen wird. Viel Ironie liegt nun in der Metapher. Wird die Europaallee je fertig werden? Welche menschlichen und politischen Grenzen zwischen Allee und Europa müssen (neu) überwunden werden? Die Werbetextung schlägt Purzelbäume, Verordnungen lösen sich in Klang auf, kontrollierte Formulierung gerät ausser sich, die Deadline ist schon da. Auf architektonische Höhenflüge folgt Ernüchterung, unendlicher Tatendrang verfällt ins Ritardando.
Das musik-theatrale Projekt von Regisseur Christoph Frick und Ensemble, in dem die beiden Cellisten Martin Schütz und Bo Wiget gemeinsam mit den Schauspielern des Theater Neumarkt auf der Bühne spielen und musizieren, lässt die Vielheit der Perspektiven auf das Projekt Europaallee erahnen. Als musikalische und thematische Fluchtpunkte blitzen am Rande der Stadt das Schweizer Volkslied und die Alpen auf.
Kapitalismus als Religion, der Kult um Standort- und andere Wertfaktoren, aber auch die gebetsmühlenartig beschworene Angst vor dem Fremden. WOZ - Die Wochenzeitung (mehr)
"Swiss, biss, ness, bsbsbs, swissness" (...) Die «Europaallee» ist eine Autobahn für doktheaternde Datendichte, poptheaternden Pointenmut und projekttheaternde Postdramatik mit Live-Cam-Passagen und einer Menge im Grunde inkompatibler Musik. (...) Uns hat das sehr gefallen. Tagesanzeiger (mehr)
Wird die Europa-
allee je fertig werden? Welche mensch- lichen und politischen Grenzen zwischen Allee und Europa müssen (neu) überwunden werden?
Regie: Christoph Frick
Musik: Martin Schütz, Bo Wiget
Bühne: Doris Dziersk
Kostüme: Franziska Born
Video: Elvira Isenring
Dramaturgie: Inga Schonlau
Mit: Martin Butzke, Maximilian Kraus, Janet Rothe, Martin Schütz, Bo Wiget
Premiere 7. Mai 2014, Theater am Neumarkt, Zürich