von Christoph Frick, Martin Schütz und Bo Wiget
Foto © Rainer Murany
Algen, die Treibstoff produzieren, Pilze, die Giftstoffe abbauen, synthetische Fleischbausteine aus dem Internet, die zuhause mit dem 3-D-Drucker produziert werden, Mikroorganismen, die Marsgestein in Beton umwandeln. Die Welt kann gerettet werden! Wildbiene, Laubfrosch, Badische Quellschnecke oder Luchs stehen zwar auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten, aber in S1-Laboren warten bereits DNA-Schnipsel von Mammuts, Säbelzahntigern oder Neandertalern auf ihre Neuschöpfung für eine neue Vielfalt. Gleiten wir in 20 Jahren in Autos, in deren Aussenhaut fotosynthetische Mikroben für die Energieversorgung eingelassen sind, lautlos auf selbstleuchtenden Strassen durch die Abenddämmerung, während sich die terrestrischen Spiegel in der Stratosphäre nach und nach senkrecht stellen, um ein nächtliches Abstrahlen der Erdwärme in den Weltraum zu ermöglichen?
Im Kunst- und Lebensraum des Theaters erforschen vier SchauspielerInnen und zwei Musiker unser Verhältnis zur Natur anhand von zwei miteinander korrespondierenden Problemlagen: Klimawandel und synthetischer Biologie. Sie experimentieren mit dokumentarischem Material und privaten Diskussionen, verdichten sie zu einem „Konzert der Perspektiven“ und bringen kognitive Dissonanzen zum Klingen, bei denen Informationsstand, Werte und Handeln in wechselseitigem Widerspruch stehen. Inspiriert von gentechnischen Verfahren werden populäre Partituren sequenziert, neu kombiniert und überschrieben. Eine musikalische Bearbeitung von Verdis Requiem „Lacrimosa“ führt zurück in den frühen Industriekapitalismus, als Naturbegeisterung und Naturverlustangst einen ersten Boom erlebten.
Ein fulminanter Abend mit radikalen Tempowechseln. (...) Die Katastrophe scheint unabwendbar. Sie erweist sich aber zumindest als theatertauglich. Theater der Zeit (mehr)
Wem gehört die Natur im Zeitalter ihrer techno-logischen Reproduzier-barkeit? Wie gehen wir mit der Zukunft um, die unsere eigene Lebenszeit über- schreitet?
Regie: Christoph Frick
Komposition: Martin Schütz, Bo Wiget
Bühne&Kostüme: Clarissa Herbst
Lichtdesign:
Stephanie Meier
Dramaturgie: Jutta Wangemann
Mit: Johanna Eiworth, Melanie Lüninghöner, Nicola Fritzen, Dominique Rust,
Martin Schütz, Bo Wiget
Eine Produktion von KLARA Theaterproduktionen und Theater Freiburg in Koproduktion mit Kaserne Basel
Gefördert von Fachausschuss Tanz und Theater BS/BL, Ernst Göhner Stiftung, Migros-Kulturprozent, Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel (GGG), Edith Maryon Stiftung
Premiere 10. Juni 2015, Theater Freiburg
Weitere Spielorte:
Festival Alpentöne, Altdorf
Kaserne Basel