19.11.2013
Ideenreich inszeniert, toll gespielt und gesungen
Ob ein »Ruck« durch Deutschland oder »Du-bist-Deutschland«-Gefühl: Frick und seine sechs grandiosen Darsteller lassen guten Willen hinter den Leerhülsen aufblitzen. Sie diffamieren nicht, sie spüren nach. Irritiert hechtet Wolf List als überforderter Politiker zwischen den Anforderungen hin und her, allem will er sich »mit ganzer Kraft widmen«. Wenn es dann an den Rücktritt geht, werden die Sätze von Wulff über Lindner bis Schavan austauschbar – im lustigen Reigen kniend vorm Mikrofon abgeliefert. Und wer ist der Adressat, das Volk? Frick lässt es viele Fragen stellen – und ein bisschen »so nicht weiter« klingt als Antwort mit durch.
Ideenreich ist das inszeniert, toll gespielt und gesungen, mit Musik von Brechts Kinderhymne bis zum Niedersachsenlied. Und wenn am Schluss alle mit einer Tüte über dem Kopf dastehen, auf die Angela Merkel gedruckt ist, kommt ein Hauch »Horrorkabinett« hinein: Dieses »alternativlose« Grinsen passt auf jeden dieser Körper. Blind tappen sie zur Tür. Riesenapplaus.
Evelyn Beyer
19.11.2013
O, wie sie sich winden, o, wie sie immer wieder dasselbe kundtun. O, wie sie Worte, Worte, Worte aneinanderreihen und am Ende doch so gut wie nichts sagen. Es kann schlimm sein zuzuhören, wenn Politiker reden. Andererseits kann es hochkomisch, wunderbar absurd und sehr erhellend sein, dieselbe schlechte Politikerrede im Theater zu hören. Wenn gute Schauspieler Politiker spielen und so reden, wie die reden – mit all den Phrasen und Verschleierungen, all der Hohl- und Aufgeblasenheit – dann zeigt Theater, diese gute alte Nachahmungskunst, was es kann. Es führt uns die Wirklichkeit so vor, dass wir sie klarer sehen können.
Ronald Meyer-Arlt