nach einer Erzählung von Ingo Schulze. Bearbeitung Christoph Frick
Fotos © David Baltzer
Der Text von Ingo Schulze ist die Erzählung eines deutschen Künstlerlebens, ist ein Bericht über die Schwierigkeit, sich in der Kunst und im Leben zurechtzufinden. Ist ein Nachdenken über die Abgründe, die sich auftun können, wenn das Leben die Kunst überholt. Es ist die Geschichte eines Schriftstellers, den Ingo Schulze nur als „B.C.“ vorstellt. Ein anerkannter deutscher Autor, so lernen wir, der einst den Osten der Republik verließ und dessen Schreiberfolge weit zurückliegen. Mit dem Weggang aus dem Osten ist sein Leben in Schieflage geraten. Nur Elzbieta, seine Frau, unterstützt ihn. Sie ist es, die B. C. den nötigen Halt gibt in der „neuen Welt“, in der er nicht zurechtkommt. Und die er mit seiner Kunst, seinen Worten nicht mehr zu beschreiben, nicht mehr zu erfassen in der Lage ist. Schlimmer noch - auch seine früheren Bücher haben für ihn ihren Sinn verloren: Die Welt, die sie beschreiben, die gibt es so nicht mehr. Also beschreiben sie - nichts mehr? Aus diesem Strudel gibt es für B.C. kein Entrinnen. Außer mit Hilfe eines anderen Kunstwerks. Auf dem erzählerischen Höhepunkt von Schulzes Text wird von einem Museumsbesuch berichtet, bei dem wir von der Faszination erfahren, die eine raumgreifende Installation in der Düsseldorfer Kunstsammlung auf B.C. ausübt. In einem Kunstwerk, das er nicht erschaffen hat, sieht er sein verlorenes Heimatbild, sein zerstörtes Kunstbild und sein verrutschtes Lebensbild auf eindrucksvolle Weise zusammengefasst. In einer furiosen erzählerischen Volte schlägt Schulze hier Brücken zwischen Fiktion und Realität und Leben und Kunst. Denn diese Installation gibt es tatsächlich. Sie ist ein Werk des deutschen Künstlers Reinhard Mucha, geschaffen für die Biennale in Venedig 1990 und seither unter dem Titel „Das Deutschlandgerät“ im Düsseldorfer K21 zu sehen. Dieses Werk, seine Doppelbödigkeit, sein Spiel mit Kunst, Zeit und gelebtem Leben wurde für Ingo Schulze zu einer Inspiration und zum Schreibanlass. Entstanden ist daraus ein Text über eine seltsame Künstlerfreundschaft, über Deutschland und die Brutalität der Geschichte.
Mein Wider-willen gegen jene wuchs, die dem Boden vertrau-
ten, auf dem sie lebteN
Regie: Christoph Frick
Bühne und Kostüme: Alexander Wolf
Video: Sami Bill
Musik: Martin Schütz
Dramaturgie: Julia Weinreich
Lichtdesign: Michael Gööck
Mit: Sonja Beißwenger, Holger Hübner, Matthias Reichwald
Uraufführung 7. Juni 2013, Staatschauspiel Dresden