10.06.2013
„Es ist ein sehr persönlicher, mutiger Text des Autors, in dem er über die Aufgaben des Schriftstellers nach der deutschen Wiedervereinigung
nachdenkt.
Regisseur Christoph Frick und Bühnenbildner Alexander Wolf stellen sich in den Dienst der literarischen Vorlage, versuchen mit fantasievollen Einfällen den Text bühnengerecht umzusetzen. In
eindringlichen Szenen sprengend die drei Schauspieler das Korsett, treten erzählend und kommentierend aus den Rollen: Holger Hübner als nachdenklicher und aufbegehrender B.C., Sonja Beißwenger
als seine starke, mitfühlende Frau und Matthias Reichwald als stürmischer Jungautor und Ich-Erzähler. Ihr Engagement zahlt sich aus. Ein Vorzug der Aufführung: Die Personen werden in Eigen- und
Fremdsicht gezeigt, das schafft Spannung und Widerspruch.
Als in einer Talkshow mit Anne Will wieder mal lang und breit über den Unrechtsstaat DDR diskutiert wird, steigt bei B.C. der Blutdruck. Der Autor rettet sich in Ironie, Holger Hübner grüßt
ehrerbietig in die TV-Runde, verbeugt sich tief: ‚Ich begrüße seine Majestät, die Freiheit!‘ Schließlich formuliert er wütend und verzweifelt das ‚Grundgesetz des Opportunismus‘: ‚Widerspruch
wird bestraft. Anpassung belohnt.‘ Die Feier der Freiheit erstarrt oft zum bloßen Ritual, aber die Begriffe müssen immer wieder neu befragt und in ihre Zeit gestellt werden. In diesen Szenen
gelangt die Aufführung zum Höhepunkt des mit viel Beifall aufgenommenen Abends.“
Rainer Kasselt